Produkttester sind immer auf der Suche nach neuen Erzeugnissen und stürzen sich auf die aktuellsten Erzeugnisse der Hersteller im Supermarkt. Dabei gibt es in Deutschland eine Stadt, in der Produkte bereits vor ihrer Einführung im Supermarkt erhältlich sind. Die Stadt Haßloch im Süden von Rheinland-Pfalz ist der Testmarkt für die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK). Dort entscheidet der Käufer durch sein Kaufverhalten welche Artikel am Ende den Weg in den Einzelhandel finden. Aber wieso bestimmen gerade die Konsumenten dieser Kleinstadt welche Produkte bundesweit veröffentlicht werden?
Haßloch ist der deutsche Durchschnitt
Neue Produkte auf dem Markt einzuführen ist für die Unternehmen eine kostspielige Angelegenheit. Da werden Millionen in die Produktentwicklung gesteckt. Auch die aufwändigsten Marktanalysen geben keine Garantie, dass der Artikel dann auch vom Verbraucher angenommen wird und den erhofften Gewinn abwirft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Erzeuger sich ein Deutschland im Miniaturformat wünschen, damit sie ihre Neuheiten mit relativ wenig Aufwand auf ihre Chancen auf dem Markt testen können. Die GFK hat diesen Testmarkt für die Unternahmen in Haßloch geschaffen. Obwohl die Stadt im Landkreis Bad Dürkheim nur knapp 20.000 Einwohner hat, entspricht sie ziemlich genau dem deutschen Durchschnitt. Seit 1986 betreibt die Gesellschaft für Konsumforschung diesen Testmarkt für die Konzerne und ca. 3000 Haushalte in Haßloch lassen bereitwillig ihr Kaufverhalten analysieren.
Dabei nehmen alles Supermärkte und Drogerien der Stadt an diesen Tests teil. Lediglich der Discounter Aldi ist außen vor. Neue Produkte werden dabei natürlich nicht prominent platziert. Sie stehen ganz normal im Sortiment und sind für den Käufer als Test-Produkt nicht zu erkennen, sonst würde das Ergebnis verfälscht werden. An der Kasse legen die Teilnehmer dann ihr GFK-Chipkarte vor und der Einkauf kann vom Institut analysiert werden. Für die Unternehmen sind das wertvolle Informationen, aber Datenschützer kriegen bei diesem System graue Haare. Für die teilnehmenden Haßlocher ist das anscheinend kein Problem und man ist eher stolz der Testmarkt für die ganze Republik zu sein.
Werbespots und Zeitungsanzeigen für neue Produkte
Haßloch war bereits in den 80er Jahren zu großen Teilen mit Kabelfernsehen versorgt. Das war ein weiteres Argument dort neue Produkte zu testen. So war es ein leichtes auch Werbespots für diese Neuheiten ins Fernsehprogramm einzuspeisen. Auch dies geschieht natürlich unauffällig. Die entwickelten Produkte stehen so in diesem Mini-Deutschland Haßloch in Konkurrenz zu etablierten Waren.
Dieses Bemühen ganz natürliche Test-Bedingungen zu schaffen verursacht natürlich nicht unerhebliche Kosten. Da werden für eine neues Produkte gerne mal 200.000 Euro oder mehr in der Erprobung fällig. Aber das ist noch immer günstiger als ein bundesweiter Flop mit einem Erzeugnis. So schaffen es bei weitem auch nicht alle Produkte in den regulären Handel und verschwinden dann auch in Haßloch aus den Supermarktregalen. Viele, auch konkurrierende Konzerne, nutzen diese Möglichkeit der Erprobung. Dies führt wiederum natürlich dazu, dass man nur gemütlich durch den Supermarkt laufen muss, um zu erfahren, was der Rivale so an neuen Produkten plant.
Alle Test-Blogs schauen aber sicherlich neidisch nach Haßloch. So exklusiv kommt keiner an neue Produkte…